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Ein wilder Ritt durch Europa

Europa. Die Wiege der Zivilisation. Der Grundstein unserer Kultur. Das antike Griechenland gilt als die Quelle unserer Hochkultur. Seit jeher werden diese Geschichten und Texte weitergegeben. Europa, die schöne Königstochter, deren Name über einem ganzen Kontinent ragt und je nach Ort und Zeit die unterschiedlichsten Verbindungen hervorruft. Europa, die mit dem weiten Blick, so ihre Namensbedeutung. Europa steht für das Friedfertige und Gesittete. Europa, ein Märchen, das noch lange nicht zu Ende erzählt ist.

Konstantin Küspert bettet in seinem Stück "Europa verteidigen" den bekannten Mythos in eine Reihe von Ereignissen rund um Europa im Laufe der Jahrhunderte ein. In Christian Quitschkes Inszenierung ist die phönizische Königstocher, neben Zöpfe flechten und Kränze binden, schwer mit ihren Seifenblasen beschäftigt. Und während sich die ersten kleinen Seifenblasen dieses Mythos in der Werkstatt des LTT verteilen, kratzt der messerscharfe Zynismus dieses Abends an der großen Blase Europa. Ob sie zum Platzen gebracht wird, muss jeder für sich selbst entscheiden. 

 

Eigene Aufnahme - Inszenierungsrechte liegen beim Rheinischen Landestheater Neuss
Eigene Aufnahme - Inszenierungsrechte liegen beim Rheinischen Landestheater Neuss

Das Rheinische Landestheater Neuss eröffnet die Landesbühnentage mit einem rasanten Taumel, der kaum Zeit für Verschnaufpausen lässt und in einem wilden Ritt durch die Geschichten des Kontinents Europa Bilder zeichnet, die so überspitzt aber dennoch so gnadenlos zuschlagen.

Collagenartig werden sechs Stationen über den Abend verteilt erzählt. Beginnend im antiken Griechenland, über die Schlacht Scipios gegen Hannibal, die Wikinger, sowie die Kriegereien der Deutschen, bis zu einer Zukunftsvision im Jahre 2020, die schon längst passiert ist, leuchten die Szenen wie Blitzlichter auf, gehen ineinander über und verschmelzen in einem Meer bei dem ein Bild zurück bleibt. Egoismus. Der Egoismus einzelner, der die Schwächeren ertränkt.

Ergänzt wird dieses Bild durch Stefanie Dellmanns Bühne. Grundstein bieten - wie sollte es anders sein - die Säulen und Stufen des Parthenon in Athen. Darin eingelassen ein großer Swimmingpool voller Plastikbälle. Ein Bällebad für die Eroberer und gefeierten Helden Europas.

Die sechs Darsteller*innen schlüpfen bedingungslos in die unterschiedlichsten Rollen und bewegen sich in einem urkomischen Reigen durch die Tempel und Meere Europas.

Dazwischen erscheint uns jedoch auch immer wieder jeder einzeln und erzählt uns, was Menschen wie Konstantin und Maria über Europa und die EU denken und machen nachdenklich, denn was bleibt vom glorreichen Europa nach diesem Abend noch.

Zurück bleibt ein Bild voller Gewalt und Blut. Alles hat mit Zeus angefangen. Mit Zeus Vergewaltigung an Europa. Mit Zeus, dem erhabenen Stier, der seine Lüste nicht kontrollieren kann. Und heute sind wir in einer Angst vor dem Fremden gefangen. In der Angst, unsere Zivilisation würde durch Barbaren und Vergewaltiger gefährdet.

Was würde Big Daddy Zeus wohl dazu sagen?

Kommentare: 1
  • #1

    Resa (Donnerstag, 28 März 2019)

    Das hast du nicht geschrieben ��
    #bigdaddyzeus �❤